Newsletter vom 31. Dezember 2023

Liebe Marokkofreunde

 

Wieder ist ein Jahr vergangen, ein Jahr voller Ereignisse. Marokko hat es mit dem schweren Erdbeben am 8. September hart erwischt. Tausende Menschen sind gestorben und kurzfristig herrschte so etwas wie eine Schockstarre im Land. Doch dann das: Eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft, vom Ausland aber auch innerhalb des Landes hat sich über Marokko gelegt, eine unglaubliche Solidarität ist entstanden, die Menschen vor Ort haben Hilfe bekommen, und zwar nicht nur in Form von Geld, sondern auch in Form von Manpower und Mitmenschlichkeit. Es war berührend zu sehen, wie man einander half, selbstlos, ohne einander zu kennen und mit vollstem Einsatz. Aber nicht nur das hat mich berührt. Auch, dass so viele von Ihnen direkt nach dem Beben sich bei mir meldeten, fragten, ob ich okay sei, ob meine Familie okay sei und ob sie in irgendeiner Weise helfen könnten. Und dann haben Sie geholfen. Und wie! Vielen, vielen, vielen DANK für all das Geld, das auf diese Weise zusammenkam (insgesamt waren es über 25.000 Euro), aber auch für Ihre lieben und warmen Worte, die mich und meine Familie in diesen Tagen erreichten.

 

Inzwischen sind fast vier Monate vergangen. Die meisten Bergdörfer sind wieder soweit aufgebaut, dass Menschen darin leben können. Auch funktioniert der Tourismus in den Bergregionen wieder einigermaßen gut. Natürlich sind in den Wintermonaten sowieso viel weniger Touristen in den Bergen unterwegs als im Sommer, und noch längst sind nicht alle kleinen Gîtes und Hotels wieder aufgebaut. Aber selbst von der völlig zerstörten Kasbah du Toubkal, diesem herrlichen, wenn auch überteuerten Hotel auf einem Felsensporn in Imlil, kam letzte Woche die Nachricht, dass sie ihre Pforten für Gäste wieder geöffnet haben. Das zeigt: Die Menschen haben Wunder vollbracht, um nicht länger die Hilfe von Außen zu brauchen, sondern haben in einem Affentempo gearbeitet, um selbst wieder Geld zu verdienen. Und auch das ist ein Zug an Marokkanern, den ich sehr liebe: Diese Mentalität des Aufstehens und Weitermachens. Wie bewundernswert das ist, vor allem in Anbetracht dessen, was einige verloren haben. Nämlich alles. Haus, Familie, Besitz.

 

Auch wenn das Erdbeben sehr viel Raum eingenommen hat, war 2023 in Marokko nicht nur das Jahr des Erdbebens. Es war das erste Jahr nach Corona, das keinen einzigen Tag mit geschlossener Grenze zu verzeichnen hatte! Während man hier immer noch oder immer wieder von der Pandemie spricht, und zumindest in meinem Umfeld immer wieder Tests gemacht werden, die häufig positiv sind, scheint es in Marokko, als hätte es Corona nie gegeben. Kein Mensch spricht mehr davon, keiner hält sich an Abstands- oder sonstige Regeln, die Sehenswürdigkeiten sind alle wieder geöffnet und die allermeisten Hotels auch. Wer wie ich nun das Land von oben bis unten abgrasen muss, um herauszufinden, welche Hotels, Restaurants, Gîtes und Galerien die Pandemie überstanden, und welche für immer ihre Tore geschlossen haben, erkennt, dass so einiges nicht mehr ist, oder sich verändert hat. Wer aber wie Sie einfach nur ins Land reist, um es zu besuchen und um sich an seiner Schönheit zu erfreuen, wird kaum merken, dass es Corona je gab. Ganz im Gegenteil. Tatsächlich hat der Tourismus 2023 so sehr geboomt wie selten zuvor. Es wurde viele Besucherrekorde gebrochen – Marrakech und Südmarokko waren im November so voll wie sonst nur an Ostern, neue Touristenwege wurden erschlossen, Pisten zu Straßen gebaut, um neue Orte erschließen zu können und wer irgendwie die Möglichkeit hatte, im Tourismus zu investieren hat er es getan und ist meist dafür belohnt worden. Im Oktober dann war der große Weltbankenkongress in Marrakech. Dafür wurde das Land herausgeputzt, wie sonst nur die Braut am Tag ihrer Hochzeit. Die Erdbeben-Ruinen wurden in Windeseile abgetragen, Marrakech, seit Jahren schon im Renovationsrausch, wurde hergerichtet, gesäubert, saniert. Der Stadt hat dies gutgetan, ohne jeden Zweifel, wobei man durchaus auch kritisch hinterfragen darf auf wessen Kosten dies geschah.

 

Ich selbst hatte 2023 noch einige – und ich hoffe, die letzten – Corona-Nachwehen. Bedingt durch die geschlossenen Grenzen in Marokko 2020 bis 22 hatte ich viele Buchverträge abgeschlossen, die im letzten Jahr dann beendet wurden. Ich kann schon gar nicht mehr sagen, an wie vielen Büchern ich gearbeitet habe, aber es waren eine Menge! Ich habe Titel von Kollegen übernommen und überarbeitet, habe eigene Bücher aktualisiert, habe aber auch zwei vollkommen neue Bücher geschrieben, die jetzt endlich im Januar auf den Markt kommen werden: Das Westfrankreichbuch, das im Reise Know How Verlag erscheinen wird, sowie den Dumont Bildatlas Marokko. Ich habe Artikel geschrieben fürs Sympathie-Magazin Marokko sowie ein Kapitel im Wohnmobil-Guide für die Atlantikküste Frankeich (auch Reise Know How), bin privat und beruflich viel gereist, habe in Marokko neue Orte entdeckt – und ja, die gibt es! –, habe davon geträumt, mir ein Haus in einem stromlosen Dorf am Atlantik zu kaufen (und es natürlich nicht gemacht) und ansonsten unglaublich viel gearbeitet und für viele von Ihnen (ich hoffe doch) wunderschöne Reisen nach Marokko organisiert.

 

Im März 23 habe ich – nach 19 Jahren Pause, in der ich mein Kind großgezogen habe – zum ersten Mal wieder eine Reise geleitet. Es war eine wundervolle Reise mit den Frauen des Zonta-Clubs Fränkisches Seenland, auf der wir intensive Begegnungen mit Marokkanerinnen hatten, die zumindest zum Teil mit dem Tourismus so gar nichts am Hut haben und um so authentischer waren. Wir haben Frauenrechtlerinnen und Kulturschaffende getroffen, Frauen, die unabhängig von ihren Männern Geld verdienen und alleine leben möchten, Frauen in Not, aber auch Frauen, die es geschafft haben, ein eigenes Café auf die Beine zu stellen. Diese Reise hat mir so gut gefallen, dass ich im Februar gleich noch einmal mit Zonta-Frauen nach Marokko reisen werde (dann mit denen aus Ingoldstadt). Vor allem aber habe ich mich dazu entschlossen, ab 2024 auch die Frauenreisen von TourSerail wieder selbst zu leiten – so wie vor 20 Jahren, back to the roots also. Simone Benhassi, die in den letzten Jahren meine Reiseleiterin für Frauenreisen war, hat ihren Job wunderbar gemacht – aber sie möchte gerne weniger arbeiten und ich möchte wieder einsteigen. Eine Win-Win-Situation also für uns beide! Und so freue ich mich, im November 24 mit ein paar netten Frauen – darunter vielleicht auch Sie? – nach Marokko zu reisen. Das Detailprogramm finden Sie auf meiner Webseite oder aber Sie fragen mich einfach danach. Ich schicke es Ihnen gerne zu.

 

Natürlich – und das ist mein täglich Brot – organisiere ich auch weiterhin für Sie alle (Herren wie Damen 😊) individuelle Rundreisen, zum Beispiel meine neuste Reise, die ich „sagenhafter Südwesten“ genannt habe und in ganz unbekannte Regionen südlich des Anti-Atlas vorstößt, oder die „große Südmarokkoreise“, die die Straße der Kasbahs mit dem Anti-Atlas und dem Erg Chegaga vereint. Da ich im neuen Jahr nicht mehr so viele Bücher schreiben werde, habe ich auch Zeit, mir noch mehr neue Reisen auszudenken, so dass sich meine Homepage in den nächsten Wochen und Monaten mehr und mehr mit neuen Inspirationen füllen wird. Schauen Sie doch einfach mal vorbei!

 

Bis dahin wünsche ich Ihnen aus ganzem Herzen einen guten Rutsch ins Neue Jahr, ein 2024 mit sehr viel mehr Frieden, mit vielen schönen Reisen, mit aufregenden Erlebnissen, mit glücklichen Momenten und natürlich der Gesundheit, die es braucht, um all das auch genießen zu können. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn ich von Ihnen höre! Und ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Treue und Ihr Vertrauen, das Sie mir im vergangenen Jahr zeigten.

 

Herzlichst, Ihre Muriel Brunswig